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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 10.05.2018


Werkschau der Filme von Jeanine Meerapfel im Bundesplatz-Kino vom 6. Mai bis 14. Juni 2018
AVIVA-Redaktion

Anlässlich des 75. Geburtstags der Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin und Präsidentin der Akademie der Künste, Jeanine Meerapfel, werden Filme aus mehr als drei Jahrzehnten (1980-2012) gezeigt. Darunter sind: "DIE KÜMMELTÜRKIN GEHT" (1985), "DESEMBARCOS - ES GIBT KEIN VERGESSEN" (1986-89), IM LAND MEINER ELTERN (1981) und DER DEUTSCHE FREUND (2012). Nach den Filmvorführungen gibt es jeweils ein Gespräch mit der Filmemacherin und ausgewählten GästInnen.




Die Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin wurde am 14. Juni 1943 als Tochter deutsch-jüdischer EmigrantInnen in Buenos Aires, Argentinien, geboren und lebt seit 1964 in der Bundesrepublik.

"Wenn es Hitler nicht gegeben hätte, wäre ich ein deutsch-jüdisches Kind geworden, mehr deutsch als jüdisch, geboren in einem kleinen süddeutschen Dorf. Aber ich bin in Argentinien geboren, meine Muttersprache ist Spanisch. 1960 kam ich nach Deutschland." (Jeanine Meerapfel)

Nach ihrer dreijährigen Ausbildung zur Redakteurin und Journalistin an der JournalistInnenschule in Buenos Aires ab 1961, begann Jeanine Meerapfel 1964 als eine der ersten Frauen das Studium am Institut für Filmgestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Ulm.
 Es folgten Filmseminare an der VHS Ulm und Goethe-Institute und freie Mitarbeit als Filmkritikerin – 1980 machte Jeanine Meerapfels ihren ersten eigenen Spielfilm.
Seit Oktober 1990 war sie als Professorin für Filmregie an
 der Kunsthochschule für Medien Köln tätig und ist seit Mai 2015 Präsidentin der Akademie der Künste, Berlin. Die Mitglieder der Akademie der Künste haben am 5. Mai 2018 auf ihrer Mitgliederversammlung in Berlin die Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Jeanine Meerapfel zur Präsidentin wiedergewählt.
Jeanine Meerapfel gilt als eine der wichtigsten Autorenregisseurinnen Deutschlands und Argentiniens.

Der Auftakt der Werkschau fand am 30. April 2018 in Anwesenheit der Regisseurin im Kino Arsenal statt – gezeigt wurde nach dessen digitaler Restaurierung der Dokumentarfilm Im Land meiner Eltern (BRD, 1981).
Das Programm im Bundesplatz-Kino wird am 14. Juni 2018, dem Geburtstag Jeanine Meerapfels, mit ihrem Film Der deutsche Freund (2012) abschließen. Es ist die erste Werkschau Jeanine Meerapfels in Deutschland und nicht nur für KennerInnen der Arbeiten der Filmemacherin spannend, denn die sozio-politischen Themen denen sie sich widmet, sind heute wie damals aktuell.

Die präsentierten Filme der Trägerin des Künstlerinnenpreises NRW 2000 für Filmregie und des Ehrenpreises Internationales Innsbrucker Filmfestival 2012 aus mehr als drei Jahrzehnten (1980-2012) visualisieren den künstlerischen Prozess der Filmemacherin und dokumentieren teils sehr persönliche Themen, wie beispielweise der Dokumentarfilm Im Land meiner Eltern. Darin geht es um die Suche nach ihrer eigenen Identität, nach möglichen jüdischen Wurzeln und Meerapfel recherchiert darin das jüdische Leben in Deutschland. Sie porträtiert und interviewt im damals geteilten Berlin u.a. jüdische Kulturschaffende, zeichnet deren Alltag ebenso nach wie ihre Integration in eine bundesdeutsche Gesellschaft – eine Gesellschaft zwischen Vergessen und Aufarbeitung. Der filmische Kunstgriff, mit Kinderaugen auf Deutschland zu schauen, lässt gewohnte Dinge deutlicher erscheinen. Meerapfels für den WDR entstandener Film ist zugleich privates Tagebuch und Spiegel der sozialen Realität in der Bundesrepublik Deutschland. Entstanden war der Film Ende der Siebziger Jahre, nachdem Martin Wiebel (WDR) ihr vorschlug, eine Art Tagebuchfilm für den WDR zu machen.

Sie begann die Arbeit an einem Film, der zuerst "Selbstbefragung" hieß, und den sie später in "IM LAND MEINER ELTERN" unbenannte. Dazu Jeanine Meerapfel:
"... Der Film war dokumentarisch, aber die Ästhetik sollte meine Erzähl-Erfahrungen von MALOU weiterführen. ... Es war kein einfaches Unterfangen, in der ersten Person zu erzählen, mich zu entblößen, mich mit meinem Bild als Jüdin in Deutschland auseinanderzusetzen, mich ach so wichtig zu nehmen. Oft wusste ich nicht weiter, wollte aufhören. Aber irgendwie macht man die Filme doch immer fertig."

Zwischen in Lateinamerika ("DESEMBARCOS -
ES GIBT KEIN VERGESSEN", "AMIGOMÍO", "DER DEUTSCHE FREUND") und Deutschland ("IM LAND MEINER ELTERN", "MALOU") bis in die Türkei ("DIE KÜMMELTÜRKIN GEHT") und Griechenland produzierten Filmen ("ANNAS SOMMER") werden in den Spiel- und Dokumentarfilmen der Regisseurin und Autorin Fragen der Identität, Zugehörigkeit und Heimat aus weiblicher Perspektive mit ganz unterschiedlichen Tiefen und Gewichtungen verarbeitet.

Die Regisseurin zur Produktion zu "ANNAS SOMMER", der in Griechenland produziert wurde: "Die Arbeit an ANNAS SOMMER war ein Spaziergang, verglichen mit AMIGOMÍO und den Filmen davor. Es gab ein großartiges griechisch-deutsches Team, verständige Produzenten, den besten Kameramann Griechenlands, Andreas Sinanos, und den Dreh auf der Insel. Ich hatte meine absolute Wunschbesetzung: "the one and only" Angela Molina."

In "AMIGOMÍO" (1993) wird die Fluchtgeschichte einer argentinischen Familie zur Zeit der Militärdiktatur gezeigt. Der achtjährige Amigomío wird konfrontiert mit Verlust, Armut, Bürgerkrieg, Heimweh und Sehnsucht. Ein Schicksal, das er auch heute noch mit Abertausenden Menschen in der ganzen Welt teilt.
Die Dokumentationen wirken bei Jeanine Meerapfel jedoch nie steril und distanziert, sondern sie betont selbst:"Keiner meiner Dokumentarfilme ist ein Dokumentar-Film im strikten Sinne des Wortes. Auch dieser [hier spricht J. Meerapfel von dem Film "DIE KÜMMELTÜRKIN GEHT"] ist zum Teil inszeniert, oder ´induziert´… ".

Die Termine für die Werkschau im Bundesplatz Kino:

Sonntag, 6. Mai, 18.00 Uhr: MALOU (1981) - Gast: Regina Ziegler, Produzentin.
Donnerstag, 10. Mai, 15.30 Uhr: DIE KÜMMELTÜRKIN GEHT (1985)
Sonntag, 13. Mai, 15.30 Uhr: DESEMBARCOS - ES GIBT KEIN VERGESSEN (1986-89, OmU)
Montag, 21. Mai, 18.00 Uhr: DIE VERLIEBTEN (1987)
Sonntag, 27. Mai, 15.30 Uhr: LA AMIGA (1988, OmU)
Sonntag, 3. Juni, 18.00 Uhr: AMIGOMÍO (1993, OmU)
Mittwoch, 6. Juni, 18.00 Uhr: IM LAND MEINER ELTERN (1981)
Sonntag, 10. Juni, 18.00 Uhr: ANNAS SOMMER (2001, OmU)
Donnerstag, 14. Juni, 20.30 Uhr: DER DEUTSCHE FREUND (2012, OmU)

Das Programm der Werkschau bietet eine Reihe spannender Filme und darüber hinaus die Gelegenheit, sich mit der Filmfrau Jeanine Meerapfel und ihren GästInnen dazu auszutauschen.
Die Filme und Termine können der Website des Bundesplatz-Kinos entnommen werden.

Veranstaltungsort: Bundesplatz Kino Berlin
Bundesplatz 14
10715 Berlin
Tickets kosten 8 Euro, Ermäßigt 7 Euro
Tickets unter: www.bundesplatz-kino.de oder per Telefon:030 854 06 085

Der Trailer zur Werkschau Jeanine Meerapfel ist online unter: www.youtube.com

Mehr Informationen zur Regisseurin und Autorin auf ihrer Website www.meerapfel.de und auf www.adk.de

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Der deutsche Freund - Jeanine Meerapfel
Der neue Film von Jeanine Meerapfel mit der südamerikanischen Ausnahmeschauspielerin Celeste Cid und dem deutschen Shootingstar Max Riemelt ist fulminant in Argentinien gestartet. Die Geschichte einer großen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Deutschen wird in ergreifenden Kinobildern plastisch und mit hervorragenden DarstellerInnen erfahrbar gemacht. (2012)




(Quelle: Programmheft Werkschau Jeanine Meerapfel von Martin Erlenmaier und Peter Latta)


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Beitrag vom 10.05.2018

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